Der SKT goes to Santa Claus! oder Wie ein Schäfermatt „Ruten- mässig“ bestraft wurde!
Prolog:
Es war der wunderschöne Sommer des Jahres 1982 als Ihr Berichterstatter die Entscheidung traf, die Kleinstadt Rüsselsheim zu verlassen, um in die spannende Großstadt Berlin zu ziehen. Dieser „Umzug“ war mehr erzwungen als wirklich gewollt, aber ich habe diese Entscheidung niemals bereut, und es war rückblickend der beste“ Schach- Umzug“ meines Lebens. Nach vielen Irrungen und Wirrungen landete ich beim Traditionsklub SK Zehlendorf und fühlte mich dort auf Anhieb sehr wohl. Da ich ein sehr traditionsbewusster Mensch bin, organisierte ich in meiner neuen Heimat 24 Jahre (1983-2007) lang ein Blitz-Turnier zu Ehren des heiligen Nikolaus. Selbst ein temporärer Umzug nach Ungarn und Schweden hielten den Nikolaus-Fetischisten nicht davon ab, den Ruf der Schachjünger im Süd-Westen Berlins zu folgen, und das beliebte Turnier in Zehlendorf zu organisieren. Wie allgemein bekannt, steht es nicht gerade zum Besten beim SK Tempelhof 1931, beide Mannschaften in der BMM sind stark abstiegsgefährdet, und der klubinterne Spielbetrieb bräuchte m.E. dringend „frisches Blut“. Mit Ingo Alberth einigte ich mich auf den Konsens, dass „Die Spieler mit attraktiven Angeboten wieder in den Klub “ eingeladen werden sollten! Ich überzeugte den Vorstand davon, dass es an der Zeit wäre, mit einen Traditionsturnier den entsprechenden Weg zu wagen. Gesagt, getan! Da der Hauptklubspielabend tatsächlich an dem Nikolaustag fiel, wurde mit einer informativen Ankündigung von Thomas Voß, das erste offene Nikolaus-Blitz-Turnier ausgeschrieben.
Turnierverlauf:
Trotz des absoluten Schmuddelwetters, fanden sich genau 30 Spieler (Kapazitätsgrenze!)in den Räumen der Götz Strasse34 ein. Das Teilnehmerfeld war interessant besetzt : Z.B. hat es den Polen Jacek Bednarski berufsbedingt nach Berlin verschlagen, und der starke Amateur (DWZ 1900) spielt nach einer 25- jährigen (!) Pause nun fast jedes Schnellschachturnier in der Hauptstadt mit. Bau unsere Vietnamesischer Neuzugang ist zwar lt. eigenen Aussagen kein passionierter “Blitzer“, ließ sich jedoch schlußendlich von „Knecht Ruprecht“ überreden mitzuspielen. Prominenten akademischen Besuch erhielt das Turnier von dem Jura Professor Dr. Jens Petersen, der extra aus Potsdam anreiste. Besonders erfreulich war die Teilnahme des zwischen Oslo und Berlin pendelnden Tim Teske und des SKT- Mannschaftleiters David Bauer.
Aufgrund der hohen Anzahl von Kinder und Jugendlichen wurde das Blitz-Turnier (5 Minuten Plus 3 Sekunden) in zwei Gruppen ausgetragen. In der stärkeren A-Gruppe war zwar der einzige Titel-träger FM Alexander Kurz (ELO 2240 SC Kreuzberg= SCK) Favorit, aber die jungen Wilden Momme Held (2080 SCK) sowie Arthur Hoppe(2020 SCK ) hatten nach ihren letzten guten Ergeb-nissen gute Außenseiterchancen. Der DWZ- Durchschnittswert (1856) versprach ein spannenden Kampf um den Turniersieg, aber leider kam es nicht dazu. Denn der aus Bayern stammenden Fide- Meister, machte getreu seinem Namen mit dem Teilnehmerfeld „kurzen Prozess“ und gewann mit einem 100% Ergebnis (13 P. aus 13!). Die zweite Überraschung war der zweite Platz des X-Berger Vielspielers Michael Ziems (11,5 P.), der nur gegen den Turniersieger verlor, und ein Remis gegen den besten Tempelhofer Tim Teske abgab. Tim war für den Berichterstatter die eigentliche Überraschung. Der „Krampus“ kann bezeugen, dass „TT“ der einzige Spieler war, der den Turniersieger völlig überspielte. Aber in der technischen Gewinnstellung „schlief „ der 29-jährige regelrecht ein und überschritt leider die Zeit. Am Ende belegte er mit 9,5 P. verdient den Bronzeplatz und liess die o.g. starken Jugendlichen hinter sich.
B-Gruppe:
In dieser Gruppe spielten fast nur Kinder, die aufgrund der Vermittlung von Polina aus den Vereinen Empor Berlin und dem SC Kreuzberg den Weg zu uns fanden. Die Turnierleitung in dieser ziemlich „lebendigen“ Gruppe übernahm unser neuer Jugendtrainer Jan- Michael Harndt, dem an dieser Stelle ein großes Dankeschön ausgesprochen werden muss! Denn aufgrund seiner hohen DWZ (1900) hätte er eigentlich in der A-Gruppe mitspielen müssen. Nach 15 Runden gewann er dann wenig überraschend, mit einem vorbildlich 100% Ergebnis. Der Sohn von Marcus Kopper , Lucas zeigte seinem Vater (9 P. Und VI. Platz) „was eine Harke ist“, und belegte mit starken 13 P. den Silberrang. Eine ähnliche Familienrangordnung wurde bei der Vergabe des Bronzeplatz gesetzt: Der Sohn von Polina, Alan Dolinski , übertrumpfte seine Mutter um 3,5 Punkte und belegte mit 12 P. souverän den dritten Platz.
Der „Kampf“ um die für den letzten Platz vorgesehene Rute nahm einen kuriosen Verlauf: Schachfreund Dieter Berthold spielte laut eigenen Aussagen, sein „erstes Blitz-Turnier“ überhaupt mit. Ungeübt mit der digitalen Uhr landete der älteste Teilnehmer mit einer „Nikolausigen “ Punkt-ausbeute auf den letzten Platz. Noch vor der Siegerehrung verabschiedete sich der freundliche Senior mit den Worten „das war ja heute die reinste Jugendförderung“! In der Hektik des späten Abends -es war mittlerweile schon nach 23 Uhr- vergaß ihm Knecht Ruprecht mitzuteilen, dass er für dieses „generöse“ Ergebnis noch einen Preis erhalten wird. Aber wie sagt man so schön, des einen Leid, ist des anderen Freund. Die erst 7-jährige Nithila Muthu belegte zwar mit 2 Punkten den vorletzten Platz, aber da Berthold bei der Preisverteilung nicht anwesend war, erhielt das glückliche Mädchen die Rute! Die junge Dame war auch die erste Gewinnerin der ersten Runde, denn sie setzte den Freund der Enkelin von Ulla Klevenow Louis, mit dem Schäferzug Schachmatt! Zur Ehrenrettung von Louis muss jedoch gesagt werden, dass es für den jungen Mann ebenfalls das erste Turnier mit einer Uhr war. Am Ende konnte er sich erheblich steigern, und gewann mit 6,5 P. (9.-11. Platz) tatsächlich noch den letzten Sachpreis!
Fazit:
Das Turnier fand eine mehrheitliche Zustimmung, und es ist zu hoffen, dass es in den nächsten Jahren zu einem festen Bestandteil des SKT- Turnierkalender wird. Jedoch sollte der Modus wie auch die Gruppeneinteilung m.E. geändert werden. D.h. für die Kinder und Jugendliche sollte ein separates Turnier, mit kürzerer Bedenkzeit ausgetragen werden (z.B. 5 plus 0 und Beginn um 18 Uhr). Das Erwachsenen-Turnier sollten dann wie beim Neujahrsevent im Anschluss ausgetragen werden ( 5+3 und Beginn 20 Uhr!). Dem Team „Nikolaus und Knecht Ruprecht“ hat die Ver-anstaltung jedenfalls großen Spaß gemacht, und sie würden im nächsten Jahr gerne wieder zum Einsatz kommen.
FM Jürgen Brustkern (Anm. Redaktion: bekennender Nikolaus-Fetischist)