Wann und wie kam der Schachklub Tempelhof zu seinem Namen?
In der Ausgabe Nr. 156 unserer Klubzeitung habe ich berichtet, was über die Entstehung des nunmehr 90 Jahre alt gewordenen SKT bekannt ist. Zugegebenermaßen ist das nicht allzu viel. Es gibt selbstverständlich niemanden mehr aus der Entstehungszeit, den man befragen könnte, und wenn es alte Unterlagen aus dieser Zeit gegeben haben sollte, dann sind sie in den Kriegswirren verloren gegangen oder als Teil des Nachlasses der damaligen Funktionsträger wahrscheinlich von den Erben weggeworfen worden. Auch beim Registergericht kann nichts aus der Zeit vor 1962 zu finden sein, weil der SKT erst 1962 eingetragen wurde. Es liegen jedoch ab 1947 noch viele Dokumente aus den Kontakten mit dem Bezirksamt und anderen Behörden vor. Die erste und einfachste Möglichkeit der Recherche zur Vereinsgeschichte bietet jedoch unsere Klubzeitung, die seit 1967 erscheint.
In der Jubiläums-Ausgabe Nr. 100 vom Mai-September 1996 (30. Jahrgang), hat Alfons Henske, damals Vorsitzender und Redakteur der Vereinszeitung und mein direkter Vorgänger, später wurde ihm von der Mitgliederversammlung die Würde des Ehrenvorsitzenden verliehen, viele Fakten zusammengestellt. Im Artikel SKT-Gazette, Schachklub Tempelhof, Tempelhofer Schachblätter und Tempelhofer Schachmosaik plaudert er über die Entwicklung des Namens und die Geschichte unserer Zeitung vom Beginn bis zur Nr. 100, wer sie ins Leben gerufen und die Arbeit dann später fortgeführt hat.
Der Artikel Leserbriefe – Tradition und historische Wahrheit geht dann auf die Vereinsgeschichte ein, erwähnt zunächst den 1. Mai 1931 als Gründungsdatum des Schachklubs Lorenz, die Wiederaufnahme der Geschäftstätigkeit im August 1945 nach der erzwungenen Stilllegung durch die Alliierten und die Eintragung beim
Bezirksamt Tempelhof am 24. April 1947 als Klub der Schachfreunde Tempelhof. (In den Vereinsakten habe ich jedoch den 28.04.47 als Datum dieses Vorgangs gefunden, was auch so in einem undatierten und vermutlich 1966 geschriebenen Entwurf eines ungenannten Verfassers zum 35jährigen Bestehen des Schachklubs Tempelhof e.V. festgehalten wurde, der den 1. Mai 1931 als Gründungdatum des Sportvereins C. Lorenz mit der angegliederten Abteilung Schach nennt.) Die Eintragung als Schachklub Tempelhof 1931 e.V. in das Vereinsregister des Amtsgerichts Charlottenburg erfolgte jedoch erst am 22. März 1962. Dann wird aus dem schon erwähnten Beitrag von Gerhard Schmidt zitiert, der in der Nr. 14 im Juli 1970 erschienen ist und dessen Kurzfassung in der Nr. 28 vom Januar/Februar 1973 abgedruckt wurde, und im dem berichtet wird, dass die Wiedergründung des Vereins de facto bereits im Juli 1945 mit Aufnahme des Spielbetriebs und Beginn der Klubmeisterschaft begann. Ergänzend wird ein nicht mehr vorhandener Bericht von Georg Briese zitiert, der 1914 nach Tempelhof kam, Mitglied der Schachgesellschaft Tempelhof wurde, die im Café Schneiderlein in der Parkstraße am Dorfteich tagte, und in der er später dem Vorstand als Kassierer angehörte. Der Verein gehörte als Ortsgruppe Tempelhof mit etwa 30 Spielern dem Großdeutschen Schachbund an, wurde in der Parkstraße ausgebombt, zog in das Gesellschaftshaus Dorfstraße Ecke Berliner Straße und wurde erneut ausgebombt. (Heute ist das Alt-Tempelhof Ecke Tempelhofer Damm, wo sich später das Restaurant Café Tusculum befand, und seit Jahrzehnten findet man das Kaufhaus Woolworth an dieser Stelle). Die verbliebenen Spieler trafen sich dann in der Werderstraße Ecke Burgemeisterstraße im Restaurant Buse wieder. Es folgten Auszüge aus den Berichten von Hermann Gulweida, die den Nr. 1 und 3 unserer Zeitung entnommen sind. Außerdem ist das Dokument Statute oft the Klub der Schachfreunde e.V. Berlin abgedruckt, die englischsprachige Fassung unserer Satzung für die Anmeldung bei den Alliierten, für die die Gründungsmitglieder einen umfangreichen Fragebogen einreichen mussten.
In der Nr. 100 gibt es zudem die Chronik der Verantwortlichen, welche die Geschicke des Vereins von 1949 bis 1996 geführt haben, und unter Ehrungen eine Liste aller Träger der Ehrennadeln in Gold und Silber und der Ehrenmitglieder. Schließlich gibt es noch eine Ehrentafel der Meister, genauer der Klub-, Pokal– und Blitzmeister, und die Liste der Spielstätten des SKT. Da ist allerdings der in der Nr. 29 erwähnte Versuch nicht genannt, ein eigenes Vereinsheim auf der Oberfläche des damals noch unbebauten Bunkers in der Bosestraße 6 zu realisieren, aber dort fand schließlich der Tempelhofer-Tennis Club e.V. seine Heimat. Diese Listen habe ich ergänzt und in eigene Dokumente übernommen und bis zur Gegenwart auf den neuesten Stand gebracht, wobei auch Hajo Hecht einige noch fehlende Puzzleteilchen beigesteuert hat. Interessant zu lesen ist auch das aus dem Gedächtnis niedergeschriebene Interview von Alfons Henske durch Rainer Schmidt für die Tempelhofer Schachblätter „Mit mir kommt die Bürokratie!“, das die Arbeitsweise von Alfons charakterisiert und interessante organisatorische und personelle Informationen aus der Vereinsgeschichte zusammengestellt.
Die oben angerissene Historie unserer Zeitung wurde inzwischen in deren Ausgabe Nr. 152 unter Abenteuer Zeitungsrestaurierung … sowie eine kurze Historie unserer Zeitung und wer sie macht(e) bis in die jüngste Gegenwart weitergeführt.
Beim Graben in den alten Ausgaben unserer Zeitung habe ich in der Nr. 27 etwas wiedergefunden, das mir völlig entfallen war, obwohl ich dieses Heldengedicht selbst hineingebracht habe. Es wurde zum Eisbeinessen am 14. Februar 1939 zur Melodie des Liedes Es steht ein Wirtshaus an der Lahn gesungen. Ich hatte es von einem älteren Schachfreund erhalten, dessen Name nicht erwähnt wird und der mir leider entfallen ist; es könnte jedoch Horst Warneyer gewesen sein.
Originalunterlagen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges und der Zeit davor gibt es zwar nicht, aber Alfons Henske hat einige wichtige Unterlagen aus der Nachkriegszeit sammeln und aufbewahren können, und diese sind, wie schon in der Nr. 156 erwähnt, an mich übergegangen. Ich habe ein wenig in diesen Papieren geblättert und außer den schon erwähnten weitere interessante Fakten gefunden, von denen hier eine Auswahl mit Schwerpunkten bezüglich der Wiedergründung und der Entwicklung des Vereinsnamens herausgegriffen wurde.
Das älteste wichtige Dokument zur Wiedergründung unseres Vereins, des Klubs der Schachfreunde Berlin e.V., ist ein Antrag vom 28.04.1947 an das Bezirkssamt Tempelhof Abteilung Sport zur Vereinsanmeldung, der von den erforderlichen fünf (Wieder-) Gründungsmitgliedern Hermann Gulweida, Gerhard Schmidt, Fritz Malinowski, Konrad Woytscheck und Karl Fichtmüller, von denen ich die beiden ersten noch kennengelernt habe, unterschrieben ist, und in dem auch festgehalten wurde, dass der Verein von Hermann Gulweida vertreten wird. Damit begannen die langwierigen Formalitäten allerdings erst.
Am 26.06.1947 hat Hermann Gulweida zur Anmeldung des Clubs der Schachfreunde Berlin e.V., Club mit „C“ geschrieben, 5×20 Fragebögen, je 14 Anträge und Satzungen auf Deutsch, 6 auf Englisch, 4 auf Russisch und 3 auf Französisch eingereicht. Dann findet sich eine undatierte Club notice an das Bezirksamt Tempelhof ebenfalls mit Namen, Adressen und Unterschriften der erforderlichen fünf Gründungsmitglieder. Von allen mussten ein ausführlicher Fragebogen mit 131 Punkten über ihre persönlichen und Einkommensverhältnisse eingereicht werden, deren Durchschläge noch erhalten sind und die alle um den 1. Mai 1947 datiert sind.
Das war jedoch noch lange nicht alles, beispielweise erging am 24.01.1949 eine Mitteilung des Sportamts im Bezirksamt Tempelhof Abt. f. Volksbildung an alle Sportgruppen, die ihre Lizensierung als Verein für Groß-Berlin beantragt hatten, dass die beiliegende Anträge in dreifacher Ausfertigung einzureichen seien, dass die Lizensierung automatisch auch für den englischen und den französischen Sektor gilt, und dass die fünf Gründungsmitglieder überdies alle im amerikanischen Sektor wohnen müssen, andernfalls sind Gründungsmitglieder zu benennen, bei denen das zutrifft.
Am 22.03.1949 wurde mitgeteilt, dass für die endgültige Lizensierung für alle Vereine eine neue Satzung in Deutsch, Englisch und Französisch ausgearbeitet worden ist, die von den Vereinen unterzeichnet werden muss und auf dieser Grundlage die Lizensierung neu zu beantragen ist. Da beschwere sich jemand über die heutige Bürokratie!
Eine geeignete Spielstätte zu finden, war damals nicht unproblematisch, am 24.02.1949 wurde jedoch die Genehmigung für die Nutzung der Kantine des Rathauses (Tempelhof) durch den Klub der Schachfreunde Berlin e.V. als Spielstätte erteilt, wohin die Mitglieder für den 22. März um 1800 Uhr zur Mitgliederversammlung eingeladen wurden. Andererseits konnte die Genehmigung eines Antrages auf das Abhalten eines Turniers bis 2300 Uhr (vermutlich die Klubmeisterschaft) am 19.04.1949 mit großem Bedauern nicht erteilt werden, weil das Stromkontingent (des Rathauses) äußerst angespannt war. Das kann sich heute kaum noch jemand vorstellen, dass der Netzstrom starken zeitlichen und mengenmäßigen Beschränkungen unterlag. Dass auch private Haushalte unter zeitweiligen Stromsperren zu leiden hatten, ist ebenfalls schon längst vergessen und nur noch Geschichte.
Am 22.06.1949 hat das Bezirksamt Tempelhof dem Klub der Schachfreunde Berlin mitgeteilt, dass ihm die Rathauskantine bis auf weiteres mittwochs von 1830 bis 2130 zur Verfügung steht, dass der Raum jedoch für den 1. und 8.07.1949 nicht überlassen werden kann. Am 22. August 1949 teilte der Magistrat von Groß-Berlin dem Klub der Schachfreunde Berlin e.V. mit, dass er als nichtpolitische Organisation anerkannt wurde und seine Tätigkeit im Bereich Groß-Berlin ausüben darf. Unterschrieben wurde diese Mitteilung vom damaligen Oberbürgermeister Reuter. Das wurde einen Tag später auch noch extra vom Bezirksamt Tempelhof bestätigt.
Damals war eine „Mehrfachausfertigung“ von Briefen und Dokumenten noch lange nicht per Tinten- oder Nadeldrucker möglich, stattdessen mussten sie auf Schreibmaschinen mit mehreren Durchschlägen und Hilfe von Kohlepapier geschrieben werden, vom dritten Durchschlag an sank die Lesbarkeit jedoch gewaltig, und so sind einige der alten Dokumente schon damals kaum lesbar gewesen, inzwischen ist in vielen Fällen eine starke Vergilbung hinzugekommen, was die abgebildeten Beispiele sehr deutlich zeigen.
In der Nachkriegszeit war so gut wie alles knapp, und so wurde das Sportamt Tempelhof am 1.09.1949 um die leihweise Überlassung von weiteren 10 Schachspielen im Holzkasten gebeten, weil die Schachgruppe stark im Anwachsen sei und man nicht in der Lage sei, sämtliches Schachmaterial zu kaufen. Außerdem stieß ich auf eine Liste vom 3.09.1949 der in Tempelhof lizensierten Sportvereine, es waren einschließlich unseres an vorletzter Stelle genannten Vereins gerade einmal 16!
Die Schachsparte von Groß-Berlin, zu jener Zeit gab es noch keine vollendete Unterteilung in Ost- und West-Berlin, hatte damals Verbandsfunktion und meldete sich bei uns am 21.10.1949 und wollte für jedes Mitglied (entsprechend dem Vereinssitz) monatlich 10 Pfennig Ost bzw. West, für Jugendliche die Hälfte, und ein Startgeld von DMk (noch nicht DM) 1,50 Ost bzw. West für jeden Teilnehmer an der Berliner Einzelmeisterschaft. Auf dem diesbezüglichen Schreiben ist in einer Notiz von Willy Koch für unseren Verein eine Mitgliederzahl von 30 vermerkt, und dass Beiträge für Oktober und November sowie Startgelder bezahlt wurden. Anfang 1950 erbat der Magistrat von Groß-Berlin die Bestandsmeldung der Vereinsmitglieder zwecks Gewährung von finanziellen Zuschüssen bis zum 25.01.1950, was am 24.01.1950 mit der Meldung von 60 Senioren, 3 Frauen und 11Jugendlichen, mithin schon 74 Mitgliedern erledigt wurde. Willy Koch, der jüngere Bruder des noch stärkeren Berthold Koch, gehört mit zu den Urgesteinen und Spitzenspielern des SKT. Die Zeichnung Willys wurde vom Maler und SKT-Mitglied Siegfried Rochel in der Zeit angefertigt, als der SKT im eigenen Klubheim in der Colditzstraße 21/23 residierte.
Einem Schreiben vom 26.02.1950 an den Magistrat von Groß-Berlin, in dem es hauptsächlich um andere Dinge ging, ist zu entnehmen, dass der Klub zu dieser Zeit eine im Schillerklub Tempelhofer Damm Ecke Alt-Mariendorf neu aufgebaute Jugendgruppe mit 28 jugendlichen Mitgliedern hatte. Am 6.03.1950 bat Hermann Gulweida das Sportamt Tempelhof im Ortsblatt Der Tempelhofer, den ältere Miglieder noch als Pohle-Zettel kennen dürften, einige Informationen zu veröffentlichen, nämlich dass jetzt freitags von 1830 bis 2200 in der 1. Volksschule Tempelhof, Manteuffelstraße 66 Ecke Alt-Tempelhof gespielt wird, dass eine Damengruppe im Entstehen ist, die daran anknüpfen soll, dass man früher die größte Damengruppe Berlins hatte, dass Damen und Herren sowie Jugendliche und Schüler als Gäste und zum Erlernen des Schachspiels eingeladen sind, dass Lehrvorträge mehrerer Spitzenspieler abgehalten werden, dass donnerstags Lehrvorträge für Jugendliche und Gäste im Schillerklub stattfinden und dass im Tusculum große Schachveranstaltungen, darunter die Berliner Einzelmeisterschaft, laufen werden. Im Mai 1950 hat sich die Jugendgruppe des Schillerklubs dann direkt dem Klub der Schachfreunde angeschlossen.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Dokumente, über Fragen der Verbandsmitwirkung, damals noch Schachsparte von Groß-Berlin, Steuerfragen, diverse Zuschüsse, darunter die aus Lotto-Toto-Mitteln, und verschiedene organisatorische Dinge, nicht zuletzt der seit 1950 jährlich einzureichende Fragebogen. Das alles war damals alles andere als unwichtig und ist es auch heute noch in ähnlicher Form, interessiert aber kaum die Mitglieder, obwohl der Vorstand viel Arbeit für solche bürokratischen Vorgänge aufwenden muss. Für die Entwicklung unseres Namens geben noch einige weitere erhaltene Dokumente Aufschluss.
Da ist zunächst der vom 7.03.1950 datierte Meldebogen an den Sportverband Groß-Berlin zu nennen, in dem der Vereinsname als Klub der Schachfreunde e.V. Berlin mit der Lizenznummer Tph 1327 vom 22.08.1949 festgehalten ist. Als Vorstand waren Hermann Gulweida (Vorsitzender und Geschäftsstelle), Richard Stange (Kassierer und Jugendwart) und Erwin Kuban (Sportwart) genannt, auch die beiden letzteren lernte ich noch in meinen ersten Jahren im Verein kennen; die Mitgliederzahl betrug 28 Jugendliche, 62 Erwachsene und 3 Damen, also insgesamt beachtliche 93 Personen. Seit 1951 heißt dieses noch heute jährlich einzureichende Dokument Sportstatistischer Fragebogen bzw. seit 1956 Sportstatistische Erhebung, und der Vereinsname wurde 1951 mit Klub der Schachfreunde Berlin (ohne e.V.) angegeben, 1952 findet sich dort der Name Klub der Schachfreunde Berlin-Tempelhof, 1953 ebenfalls, aber Club und nicht Klub, 1954 heißt es dann Schachklub Tempelhof, 1955/6 (1957 fehlt) und 1958/9 sowie 1960/1 dann wieder Schachklub Berlin-Tempelhof. Diese Fragebögen enthalten nicht nur die nach Alter und Geschlecht aufgeschlüsselten Mitgliederzahlen, sondern auch die Vorstandszusammensetzung und spiegeln damit auch einen Teil der Klubgeschichte wider.
Wurde seit längerem im Restaurant Buse gespielt, wechselte der SKT am 6.10.1961 ins Vereinshaus Tempelhof Alt-Tempelhof 46, das ich selbst gerade nicht mehr kennen gelernt habe. In diese Zeit des Wechsels fielen zwei Mitgliederversammlungen am 22.09. und am 20.10.1961, deren Protokolle mit Schachklub Tempelhof überschrieben sind, ebenso die Satzung für den Schachklub Tempelhof vom 26.01.1962.
Die Einladung zur ordentlichen Mitgliederversammlung am 26.10.1962, der ersten, an der ich persönlich teilnahm, erfolgte auf einem gedruckten Briefbogen mit dem Briefkopf Schachklub Tempelhof e.V. mit dem damaligen SKT-Logo, dem auf der Spitze stehenden Schachbrett und den Initialen SKT sowie der Jahreszahl 1931 darunter.
Auch alte Beitrittserklärungen könnten Auskunft über den damals verwendeten Briefkopf geben. Zwei Stichproben ergaben zwar, dass Gerhard Schmidt schon 1934 und Hajo Hecht am 1. August 1953 eingetreten waren, dass ihre Beitrittserklärungen jedoch denselben Briefkopf wie die Einladung zur Mitgliederversammlung 1962 trugen. Das ist allerding wenig erstaunlich, denn sie wurden beide am 26.Oktober 1962 nachträglich ausgefertigt und mit dem eigentlichen Eintrittsdatum versehen. Beide tragen auch keine Unterschrift eines Vorstandsmitgliedes, nur den SKT-Geschäftsstellenstempel mit Namen und Adresse von Alfons Henske, der damals offenbar die Vereinsakten in Ordnung gebracht hat. Hajo Hecht erwähnt in seinem Buch Rochaden – Schacherinnerungen, dass er im Sommer 1952 erstmals in den Schachklub Tempelhof kam und im Oktober (?! – Hajos Anmerkung) 1952 Mitglied wurde. In seinem damaligen Mitgliedsbuch, das von ihm und den Schachfreunden Gulweida und Henske unterschrieben ist, prangt ebenfalls der erwähnte Geschäftsstellenstempel. Die alten Mitgliederlisten enthalten keine Eintrittsdaten, das ist erst seit Januar/Februar 1973 der Fall, und da taucht dann für Gerhard Schmidt der 1.07.1934 als Eintrittsdatum auf, offenbar hatte Alfons einmal mehr für Ordnung in den Akten gesorgt.
Seither ist der Name Schachklub Tempelhof 1931 e.V. gebräuchlich, die Schriftart wechselte allerdings mehrfach, und Logo und Schriftzug wurden 2014 durch Beschluss der Mitgliederversammlung geändert. Insbesondere gefiel der in Fraktur gehaltene Schriftzug unseres Klubnamens vielen Mitgliedern nicht mehr, aber den hatte Alfons in den siebziger Jahren gewählt, weil er damit auf das ehrwürdige Alter unseres Klubs aufmerksam machen wollte! In der Zeitung Nr. 140 vom Dezember 2011 behandelt der Artikel SKT-Identität – ein alter Zopf alte und neue Briefköpfe und Schriftzüge, SKT-Logos, einfache, silberne und goldene Vereinsehrennadeln sowie Aufdrucke für SKT-Shirts, schließlich wurde für letztere in der Nr. 142 unter SKT T-Shirts jetzt bestellen! die endgültige Fassung dafür gezeigt. In der Nr. 146 hat der damalige Vorstand unter Daniel Platt dann im Artikel Ein neues Logo für den Verein dem damaligen Briefkopf zwei Neuentwürfe gegenübergestellt, und bei der Abstimmung wurde zusätzlich über einen schon in den sechziger Jahren verwendeten dritten Briefkopf diskutiert. Die Mitgliederversammlung am 23.05.2014 wählte schließlich den ersten und bis heute in Gebrauch befindlichen aus, wie es in der Zeitung Nr. 147 nachzulesen ist.
Die wichtigsten unserer das Klubleben regelnden Dokumente sind Satzung und Turnierordnung (TO), an deren Fortentwicklung ich schon bald nach dem Beginn meiner Mitgliedschaft mitzuarbeiten begonnen habe.

Zur Eintragung unseres Klubs war eine neue Satzung erforderlich, die verschiedenen rechtlichen Bedingungen genügen musste und in einer eigens für diesen Zweck zum 1.10.1961 einberufenen Mitgliederversammlung beschlossen wurde. Somit konnte die Eintragung des Vereins als Schachklub Tempelhof e.V. am 22. März 1962 unter der Registernummer 95 VR 3242 Nz erfolgen, wofür sieben Mitglieder unterschreiben mussten, und das waren mit Datum vom 26.01.1962 Hermann Gulweida, Alfons Henske, Hans-Joachim Hecht, Richard Stange, Horst Warneyer, Willy Koch und Gerhard Schmidt. Diese Vereinsbezeichnung wurde fortan im SKT-Briefkopf und im Schriftverkehr geführt, das Emblem (Schachbrett mit SKT-Eindruck) und die Jahreszahl 1931 waren jedoch nicht Teil der Registereintragung, wurden aber sehr häufig verwendet, jedoch nicht durchweg. Unsere Satzung hat im Laufe der Jahre eine Reihe von Änderungen und Ergänzungen erfahren, um sie an sich mit der Zeit ergebende neue Bedingungen anzupassen und neue Forderungen verschiedener Organisationen und Behörden zu berücksichtigen, nicht zuletzt auch, um Forderungen der Finanzverwaltung zu erfüllen und die Förderungswürdigkeit zu erlangen.
Am 8.11.1963 wurden der Mitgliederversammlung zwei von Gerhard Schmidt und Hajo Hecht erarbeitete Entwürfe der TO vorgelegt. Nach besonders lebhafter Diskussion wurde ein Ausschuss zur Erarbeitung der endgültigen Fassung berufen. Das Ergebnis wurde der Mitgliederversammlung am 9. 10.1964 vorgelegt und angenommen. Auch dieses Dokument wurde im Laufe der Zeit mehrfach geändert, angepasst und erweitert. Außer den Regelungen für den Turnierschachbetrieb wurden später die Mehrkampfregeln inklusive der für Skatturniere hinzugenommen, um das Regelwerk für den kompletten Spielbetrieb in einem einzigen Dokument zusammenzufassen.
Dem Amtsgericht müssen die Ergebnisse der Mitgliederversammlungen vorgelegt werden, und das geschah auch 5. November 1965 durch den
damaligen Schriftführer Arthur Krey für den Schachklub Tempelhof 1931 e.V. Das ist das älteste Dokument, in dem diese Bezeichnung in einem offiziellen Schreiben in unmissverständlicher Form verwendet wurde, und fortan waren auch Stempel mit dem kompletten Namen des SKT in Gebrauch, beispielsweise im Ausschnitt aus einem Brief Horst Warneyers vom Januar 1967.
Ein Kuriosum soll nicht unerwähnt bleiben, denn mit einem Brief vom 2.09.1947 hat Hermann Gulweida seine Schachfreunde zum 11.09. ins Spiellokal Restaurant Buse zu einer Mitgliederversammlung eingeladen, bei der es unter anderem um die Meldung von Mannschaften und die Vereinsanmeldung gehen sollte. Als Absender waren er selbst und die Schachgruppe Tempelhof angegeben.
Die Entwicklung unseres Klubnamens kann also folgendermaßen zusammengefasst werden. Am 1.05.1931 wurde er unter dem Namen Schachclub Lorenz A. G. gegründet, und der wurde bis zum Kriegsende 1945 beibehalten. Es gab lt. Mitteilung von Georg Briese, der später bis in die sechziger Jahre Mitglied im SKT war, aber auch die Schachgesellschaft Tempelhof. Allerdings ist nicht dokumentiert, in welchem Zeitraum sie bestand und in welchem Verhältnis sie zum Schachclub Lorenz stand. Für 1945/6 gibt es keine Dokumente, aber ab 1947 nannten wir uns Klub der Schachfreunde Berlin e.V., von 1952 bis 1966 unterschiedlich Schachklub Tempelhof, Schachklub Berlin-Tempelhof mit und ohne e.V. und schließlich Schachklub Tempelhof 1931 e.V.
Wer den Präsentations- und Verkaufsraum von Elektroschach besucht, um dort in den Beständen von Schachbüchern, Schachspielmaterial, Schachcomputern und Schachsoftware zu stöbern, kann auf der Treppe zwischen dem Wohnbereich und dem Verkaufsraum eine SKT-Bildergalerie mit Fotos vom Anfang der siebziger Jahre betrachten, die Szenen aus der Eröffnung des Vereinsheimes in der Colditzstraße, einem Hermann-Gulweida-Gedenkturnier, einem Klubabend, einem Minigolfwettkampf als Teil des Mehrkampfes und mehrere Portraits von Klubmitgliedern zeigen. Diese Bilder hingen früher in Heidis erstem Schachladen in der Dudenstraße 32.
Als ich mich Anfang 2012 entschlossen habe, nicht mehr für den SKT-Vorsitz zu kandidieren, habe ich in der Zeitung Nr. 141 in den Artikeln Vorstandszusammensetzung des SKT von 1997 bis 2011 und Entwicklung des SKT-Mitgliederbestandes (von 1962 bis 2011) einige interessante Fakten aus der jüngeren Klubvergangenheit festgehalten. Wer sich für die Geschichte unseres Vereins interessiert, sollte sich vor allem die Zeitungen Nr. 1, 3, 14, 27, 28, 100, 141,152, 156 und 157 aber auch 142, 146 und 147 näher ansehen. Es dürfte außer mir wohl niemand mehr alle Ausgaben komplett besitzen, aber meine Sammlung wurde von unserem ehemaligen Vorsitzenden Carsten Staats digitalisiert, so dass nun alle Ausgaben als PDF-Dokumente auf unserer Website verfügbar sind. Einige hier nur kurz erwähnten Aufstellungen sind die Listen der Ehrenmitglieder, der Gewinner diverser Turniere (Klub-, Pokal- sowie Blitzmeisterschaft, Mehrkampf und offene Turniere), der Vorstandsmitglieder, der Spielstätten und der Entwicklung der Mitgliederzahl, die ich allerdings erst noch auf den neuesten Stand bringen muss, jedoch gelegentlich nachreichen werde.
Hans-Peter Ketterling
Ehrenvorsitzender