Wann wurde unser Verein gegründet ?

Wenn man ungeachtet des Anlasses das Gründungsdatum unseres Vereins mal eben schnell benötigt, dann ist die Frage nach diesem Datum fix gestellt, aber weder schnell noch problemlos zu beantworten. Kürzlich wurde ich jedoch um die Antwort auf eben diese Frage von einem Vorstandsmitglied mit der Bemerkung gebeten: „Bevor ich eventuell stundenlang suche: Du kannst mir bestimmt das genaue Gründungsdatum vom SKT 1931 e. V. nennen.“

SKT-Mitgliedsbuch von H.-P. Ketterling mit Eintrittsdatum
SKT-Mitgliedsbuch von H.-P. Ketterling mit Eintrittsdatum

Da hatte ich nun den schwarzen Peter! Obwohl ich mich der zweitlängsten Vereinszugehörigkeit erfreue, nur Hajo Hecht schlägt mich um ein rundes Jahrzehnt, kann ich eben nicht einfach die „Geburtsurkunde“ unseres Vereins hervorziehen, um diese simpel erscheinende Frage zu beantworten. Die zugehörige Jahreszahl kann man dem Vereinsnamen entnehmen, mehr aber auch nicht. Nicht nur, weil ich selbst ein Jahrzehnt (plus einen Tag!) jünger als der Verein bin, sondern vor allem weil die Entstehung des SKT noch vor dem 2. Weltkrieg liegt, und es aus dieser Zeit leider keine Unterlagen mehr gibt. In meinen eigenen Akten brauche ich deswegen gar nicht erst zu suchen, und in den bei mir liegenden alten SKT-Akten früherer Jahrzehnte sind keine Unterlagen vor 1947 enthalten. Also: Fehlanzeige!

Oder etwa doch nicht? Nun sage ich in solchen Fällen immer wieder allen, die es hören wollen, und auch denen, die es nicht interessiert, dass sie in alte Ausgaben unserer Vereinszeitung schauen sollen, wenn sie irgendetwas wissen wollen, denn die Zeitung ist unser Archiv, in dem viele wichtige Ereignisse und Fakten festgehalten worden sind und immer noch werden. Ich habe eine komplette Sammlung aller Ausgaben, und im Klubheim sollte sich auch solch eine Sammlung befinden. Zudem sind von unserer Website alle Ausgaben von der Nr. 1 an abrufbar, und auch die Berlinische Bibliothek hat alle Ausgaben archiviert. Deshalb hat der Vorstand schon lange dafür gesorgt, dass diese Bibliothek regelmäßig mit den neuesten Heften versorgt wird, was hoffentlich auch so bleibt. Leider habe ich in der Vergangenheit jedoch immer wieder feststellen müssen, dass es gelegentlich vergessen wurde, wirklich alle wichtigen Dinge festzuhalten. Beispielsweise fehlen viele Ergebnisse der Klubmeisterschaften der siebziger Jahre, weshalb ich vor Jahren eine diesbezügliche Anfrage eines unserer Mitglieder, das sein persönliches Archiv komplettieren wollte, leider nicht beantworten konnte. Kurzum, ich befolgte meinen eigenen Rat und steckte die Nase in die SKT-Zeitung.

SW-57-Mitgliedsbuch von H.-P. Ketterling mit Eintrittsdatum

Bei Durchsicht alter Unterlagen inklusive der frühen Hefte unserer Vereinszeitung, die seit dem Juni 1967 erscheint, habe ich einiges wiedergefunden, was ich inzwischen längst vergessen hatte. Bereits die erste Ausgabe enthält einige Informationen über den damals gerade 36 Jahre alt gewordenen SKT. Schon ab 1927 trafen sich einige Mitglieder der Firma C. Lorenz AG regelmäßig zweimal pro Woche zum Schachspielen und gründeten am 1. Mai 1931 den Sportclub C. Lorenz AG und gleichzeitig den Schachclub C. Lorenz AG, den sie beim Berliner Schachverband unter dem Namen Schachclub Lorenz 1931 anmeldeten. Interessanterweise trat ich selbst, der ich seit Januar 1962 dem SKT angehöre, auf Vorschlag meines leider schon sehr früh verstorbenen Klubmitglieds und ehemaligen Schulkameraden Peter Tietz (†1970), im September 1965 in die Betriebsschachgruppe Schwarz-Weiß 1957 (SW 57) der Firma Standard Elektrik Lorenz AG ein, Bild 2, die Nachfolgerin der C. Lorenz AG. Diese Gruppe, der ich heute noch angehöre, war 1957 neu gegründet worden und hatte nichts mit dem SKT zu tun. Allerdings gab es eine ganze Reihe vorwiegend jüngerer Spieler, die sowohl dem SKT als auch der Betriebsschachgruppe SW 57 angehörten, wobei der Spielerstrom bis in die jüngste Zeit in beiden Richtungen lief und noch läuft.

In der SKT-Zeitung Nr. 14 (1970) wird dann die Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg kurz erwähnt, die de facto im Juli 1945 stattfand. Leider wurden keine Einzelheiten festgehalten. Alten Vereinsunterlagen, die ich aus dem Nachlass von Alfons Henske (unserem ehemaligen Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden) erhielt, konnte ich einige Fakten über die offizielle Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg entnehmen. Berlin stand 1945 zunächst unter dem Vier-Mächte-Status, und deutsche Vereine und andere Organisationen waren verboten. Ab April 1947 waren unpolitische Vereine jedoch wieder zugelassen, und bereits am 24.04.1947 fand eine Gründungsversammlung statt. Wenige Tage darauf wurde am 28.04.1947 beim Bezirksamt Tempelhof der Antrag auf Gründung eines Schachvereins mit dem Namen Klub der Schachfreunde gestellt, der später unseren heutigen Namen bekommen sollte. Am 11. September sollte dann eine Mitgliederversammlung zur Organisation des Spielbetriebs stattfinden. Offenbar ging die Sache dann aber doch nicht so zügig voran, was einem Schreiben vom 14.04.1948 zu entnehmen ist, in dem von der Aufnahme eines regelmäßigen Spielbetriebes in einem eigenen Vereinslokal die Rede ist, denn die Tempelhofer Spieler mussten bis dahin in anderen Bezirken spielen. Das noch immer (mindestens teilweise) bestehende Vereinsverbot wurde nach und nach gelockert, und schließlich waren ab 1949 auch wieder Vereine für verschiedene Zwecke erlaubt. Das ist der Grund, weshalb viele Vereine diese Jahreszahl in ihrem Namen führen.

In den fünfziger und frühen sechziger Jahren normalisierte sich das Leben in Deutschland, und so wurde aus unserem einfachen schließlich ein eingetragener Verein, was mit einigen juristischen Besonderheiten verbunden ist. Die Eintragung des SKT ins Vereinsregister geschah am 26.01.1962, was man auch auf den SKT-Briefbögen findet, zufällig im Monat meines Eintritts, Bild 1. Später erlangte der SKT dann auch die Gemeinnützigkeit und die Förderungswürdigkeit. Das bringt einige Vorteile mit sich, beispielsweise sind unsere Spendenbescheinigungen steuerlich absetzbar, und als anerkannter Sportverein, über den Berliner Schachverband (BSV) sind wir auch im Landessportbund (LSB), wird uns unser Übungsraum in der Sportanlage Götzstraße kostenfrei zur Verfügung gestellt. Man kann sich zwar schönere Räume vorstellen, die würden jedoch nicht vernachlässigbare Mietkosten mit sich bringen. Das haben wir in den siebziger und achtziger Jahren tatsächlich praktiziert, zuerst im ersten Stock eines kleinen Hauses in der Colditzstraße und später im Tempelhofer Flughafengebäude, dort hatten wir zeitweilig sogar einen zusätzlichen kleinen Raum zum Tischtennisspielen, bis wir uns das aufgrund fallender Mitgliederzahlen und steigender Mieten leider nicht mehr länger leisten konnten.

Noch eine Bemerkung zu den abgebildeten und früher üblichen Mitgliedsbüchern, die es zu Zeiten gab, als Mitgliedsbeiträge beim Kassierer bar auf den Tisch gelegt und in den Büchern quittiert wurden, lange bevor Überweisungen, Daueraufträge und Einzugsermächtigungen üblich wurden. Sie hatten den unschätzbaren Vorteil, dass sie die kompletten FIDE-Regeln enthielten, für angehende Turnierspieler eine wichtige Informationsquelle für das Turnierspiel.

HPK